Ich muss ehrlich zugeben, „Quality Time“ oder „Work Life Balance“ sind solche Begriffe, die ich kaum noch hören oder lesen mag. Nicht nur, dass mich dieses „ich sags lieber auf englisch, das wirkt irgendwie hipper“ nervt – sie sind auch schon echt ausgelutscht!
Gönn Dir Quality Time…, „Eine gewisse Work Life Balance ist so wichtig für Körper und Geist…“, „Quality Time bla bla bla…“
Das Web und die Zeitschriften sind voll davon! Aber völlig egal, ob man es nun auf englisch oder deutsch sagt – eine gewisse Zeit für sich ist wirklich wichtig. Ich habe euch schon in dem ersten Artikel dieses Jahres erzählt, dass ich mir zwischen den Tagen immer eine 100%ige Auszeit nehme. Keine E-Mails, kein Facebook, kein Mokkaauge. Das fällt mir natürlich nicht immer leicht und es dauert auch ein paar Tage, bis ich mich gedanklich wirklich von alledem entfernt habe – aber ich halte es für enorm wichtig.
Wer von euch nicht selbst bloggt, wird sich sicherlich fragen, ob das hier nicht jammern auf hohem Niveau ist. Mal eben einen Artikel schreiben, ein paar Fotos knipsen – und so ein Reisebericht ist doch auch vielmehr Urlaub als Arbeit. So ist es aber dann doch nicht ganz. Selbst wenn ich bzw. wir mal an einem Tag keinen Artikel online stellen, heißt es nicht, dass ich zu Hause rumhocke und mir alle Staffeln „Orange is the new black“ reinfahre. Die meiste Zeit bei der Blogarbeit geht tatsächlich im Hintergrund „drauf“. Man muss sich ein Konzept überlegen, nebenbei das Netz nach neuen und spannenden Themen durchforsten, mit Kooperationspartnern sprechen und abstimmen, Mails schreiben und beantworten, Fotos machen und bearbeiten, auf den sozialen Kanälen unterwegs sein und das alles am Besten noch auf Snapchat live schalten. Und klar, wenn ich über einen Ort oder ein Hotel schreiben darf, dann ist das großartig. Aber ich muss dorthin fahren oder fliegen und den ganzen Tag vor Ort Eindrücke sammeln, Informationen aufnehmen und speichern, Fotos und Videos aufnehmen und dann am Ende der „Reise“ sitze ich mehrere Stunden oder Tage am Schreibtisch, um all das Material zu sichten, aufzubereiten und einen Text zu verfassen. Wie gesagt, ich will mich in keinster Weise darüber beschweren – aber es ist eben nicht einfach mal eben so ein Artikel nebenbei hergestellt. Und ja, da braucht man tatsächlich irgendwann auch mal dringend diese sogenannte Quality Time – oder besser gesagt, Zeit für sich.
Aber diese Zeit benötigt jeder. Jeder von euch sollte sich in bestimmten Abständen etwas Zeit nehmen, um sich zu sammeln, gedanklich neu zu ordnen, zu reflektieren und ja, auch um mal einfach das Erlebte zu genießen oder zu verarbeiten. Wie oft und in welcher Form ihr diese Zeit euch gegenüber einfordert, muss jeder für sich herausfinden. Einmal die Woche, ein Stündchen am Tag, einmal im Monat – das obliegt natürlich euch.

„Abwarten und Tee trinken“ – nicht jedermanns Sache
Aber warum schreibe ich diesen Artikel überhaupt? Weil es mir leider in regelmäßigen Abständen passiert, dass ich abends im Bett liege und einen kleinen „Koller“ bekomme. Ich bin todmüde, kann aber einfach nicht einschlafen, weil in meiner Rübe so viel Wirrwarr herrscht. Ich bekomme plötzlich Angst, all die mir selbst auferlegten Ziele nicht zu schaffen, Termine platzen lassen zu müssen oder kurz gesagt: zu versagen. Mein to-do-Zettel ist so voll, dass ich nicht mal mehr weiß, wo ich anfangen soll. So oft ist es mir schon passiert, dass ich morgens um 6 Uhr vor meinem iMac sitze und einfach nicht weiß, wie ich Grund in mein selbstgemachtes Chaos bringe. Am Ende habe ich dann dennoch kaum etwas geschafft und gehe wieder total gefrustet ins Bett und kann nicht schlafen. Dieser Zustand ist wirklich, wirklich uncool und kann einen ganz schön aus der Bahn katapultieren. Und genau dann bin ich an dem Punkt, an dem ich mich zurücknehmen muss, um abzuschalten. Es ist zwar extrem schwer, sich eine Auszeit zu nehmen, wenn man vor lauter Aufgaben kaum in den Schlaf kommt – aber es ist nunmal auch der einzige Ausweg aus Chaoscity!